Britta Reimer ist oft an ihrer Seite. „Bei der Leitung von Trauergruppen ist es uns wichtig zu zweit zu sein“, erklärt sie. „Es gibt Situationen, in denen man mit einer Person den Raum verlassen möchte, um allein weiterzusprechen.“ Britta Reimer hat ebenfalls Erfahrungen mit Tod und Trauer. „Meine eigene Geschichte ist die Motivation für meine Arbeit“, erzählt sie. Die Treffen für trauernde Eltern halfen ihr beim schweren Verlust ihres Kindes. Inzwischen gehört sie fest zum Team des Hospizdienstes. Jetzt gründen die beiden Trauerbegleiterinnen eine neue Gruppe in Treia.
„Oft hilft es schon, mit Menschen zu reden, die das Gleiche erlebt haben“, weiß Britta Reimer. Mit der Trauer nicht allein zu sein und sich austauschen zu können ist häufig der Schlüssel – nicht dafür, dass die Trauer verschwindet, aber dafür, dass sie milder wird. „Ganz verschwindet sie nie“, ergänzt sie. „Man kann jedoch lernen, mit ihr umzugehen.“ Genau dafür soll die Trauergruppe Raum bieten – egal, ob die Erfahrung mit dem Tod frisch ist, oder lange her. Es spielt keine Rolle, um wen getrauert wird oder welcher Konfession man angehört. „Wir sind eine in jeglicher Beziehung offene Gruppe“, betont Annette Oellerking.
Britta Reimer und Annette Oellerking leiten die Treffen, geben ihnen Struktur. „Wir starten gern mit einem Impuls“, beschreibt Annette Oellerking. „Das kann ein Text, ein Foto oder ein Thema mit aktuellem Bezug sein.“ Nach Begrüßung und Vorstellungsrunde steht das gemeinsame Gespräch im Vordergrund. Als Moderatoren bieten die Trauerbegleiterinnen der Gruppe einen Rahmen – ohne zu viel einzuwirken. Wer erzählen möchte erzählt, wem nicht danach ist, der muss es nicht. „Mir möchten einen Schutzraum bieten“, beschreibt sie. „Verschwiegenheit ist eine Selbstverständlichkeit. Hier kann alles ausgesprochen werden, ohne Sorge vor gut gemeintem Rat oder Belehrungen.“ Und es wird erfahrungsgemäß auch viel gelacht. „Es geht viel um die schönen Dinge und Erinnerungen. Sie möchten wir in den Fokus stellen.“
„Der Gedanke, hier eine Trauergruppe einzurichten, kam mitten aus der Gemeinde“, erzählt Silke Thomsen vom Staudenhof Kulturgarten e. V. „Eine Familie, die ihr Kind verloren hat, fragte nach, ob es nicht möglich wäre, im Staudenhof eine Gesprächsrunde anzubieten. Das hat uns angeregt, diese Idee zu verwirklichen.“ Die Trauergruppe ist eine Initiative der Staudenhof Kulturgärtnerei, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, und des Ambulanten Hospizdienstes Schleswig. Die verschiedenen Räume des Staudenhofs und der Garten bieten viele Möglichkeiten. „In manchen Situationen ist es sinnvoll, die Gruppe zu verlassen und mit einer Person allein weiterzusprechen“, erklärt Britta Reimer. „Diese Möglichkeit haben wir in diesem Gebäude. Und wir können auch in den großen Garten gehen, dort einen Platz finden oder spazieren gehen.“
Und wie gehen die Trauerbegleiterinnen mit der Trauer um? Wie schaffen sie es, die Trauer ihrer Gesprächspartner nicht auf die eigenen Schultern zu laden? „Natürlich nehmen wir Schicksale und Geschichten mit nach Hause“, erzählt Britta Reimer. „Supervision hilft uns, mit Gehörtem und Erlebtem umzugehen.“ Annette Oellerking hat ihre ganz persönliche Strategie. „Mir hilft das Aufräumen nach einem Treffen.“ Zudem begleitet beide viel Know-how, Erfahrung und hohe Professionalität. Und sie sind sich einig: „Man darf trotz Emotionalität die Geschichten der Menschen nicht zur eigenen machen – auch aus Respekt für die Trauernden.“
Die Gruppe trifft sich Treffen jeden letzten Dienstag im Monat von 18:30 Uhr bis 20:00 Uhr im Staudenhof Kulturgarten, Geilwanger Str. 27 in 24896 Treia statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.